SICH EINBEZOGEN ZU FÜHLEN IST KEINE LEICHTE SACHE.
Was war die metroZones-Schule aus Sicht eines Teilnehmers, der 2015 und 2016 dabei war? Was hat es mit experimentellen Begegnungen auf sich?
Ich als Teilnehmer
Hier verknüpfen sich meine Perspektive als Migrant wie auch mein Hintergrund als Stadtanthropologe. Ich besuchte die Schule nach wenigen Monaten der Ankunft in Deutschland. Als »Neuling« bedeutete die Schule für mich Zugang auf zwei Ebenen: erstens die Möglichkeit, meine neue Stadt innerhalb einer Gruppe mit verschiedenen Ansätzen und Methoden kennenzulernen, und zweitens den direkten Kontakt mit Menschen und Gruppen, die tagtäglich mit lokalen Sorgen und Problemen zu kämpfen haben. Also eine intensive und tiefgehende Erkundung von Stadt und ihrem sozialen Kontext. Diese Erfahrung hat es mir ermöglicht, meine eigene Rolle in der Stadt zu reflektieren und zu entscheiden, inwieweit ich ein aktiver Teil davon sein möchte.
Die Logik der Schule
Sich einbezogen zu fühlen ist keine leichte Sache. Vor allem, wenn man noch unsicher ist mit der Sprache und den sozialen Umgangsformen. Der Zugang zu Austausch und Aktivitäten für jede/n, der oder die das möchte, war immer ein Grundgedanke der Schule. Die Macht des Übersetzens war nicht nur ein Thema eines Workshops, sondern eine stetige Frage beim Miteinander-Arbeiten. Bei den Gruppenarbeiten konnte so jede/r unabhängig von den Sprachkenntnissen teilnehmen und – je nach Erfahrungen und Einflüssen – wichtige Erkenntnisse beisteuern. Diese unhierarchische Arbeitsweise ermöglichte eine organische Entwicklung der Schule, die von Debatten, Diskussionen und aktiver Teilnahme lebte.
Experimentelle Formen der Begegnung
Die metroZones-Schule bot einen Ort der Begegnung, wo man auf Menschen mit verschiedenen Herkünften und Hintergründen treffen und Erfahrungen und Perspektiven austauschen konnte. Wir wurden zu einer Art sozialem Labor, in dem Themen sowohl theoretisch als auch praktisch bearbeitet wurden. Anhand konkreter Beispiele haben wir soziale und künstlerische Projekte, technische Entwicklungen und verschiedene Begriffe und Praxen kennengelernt und diskutiert. In diesem Labor haben wir aus Sicht von Künstler*innen, Stadtplaner*innen, Hacker*innen oder Journalist*innen einen multiperspektivischen Prozess des Lernens erfahren. Gemeinsam haben wir die Stadt mit ihren verschiedenen Facetten erkundet und konnten uns dabei durch die Expertise aus Bereichen wie Museen, Kulturzentren, akademischen Disziplinen oder sozialen Gruppierungen anregen lassen.
Aus meiner Sicht weist dieses Format der nichtformellen politischen Bildung Ähnlichkeiten mit der lateinamerikanischen Tradition der »educación popular« auf. Ziel dieser Tradition war zunächst die Alphabetisierung von Gemeinschaften. Diese Alphabetisierung beinhaltete die Vermittlung politischer Grundlagen von Gleichheit ohne Bevormundung und basierte auf der Idee, sozialen Wandel durch den Gebrauch von Dialog zu generieren. Lesen und schreiben zu können eröffnet die Möglichkeit, eigene Sichtweisen der Geschichte zu erzählen oder umzuschreiben.
In der metroZones-Schule ermöglichte vor allem die breit gestreute Mischung von Teilnehmenden besondere Erfahrungen in der Zusammenarbeit. Gemeinsam entwarfen wir eine Landschaft von Begriffen und Fragen, die es zu reflektieren galt, um ein gemeinsames Leben zu vereinfachen. Zudem arbeiteten wir an einer Art Kartierung von sozialen Akteur*innen, Initiativen, Problemen und Konflikten der Stadt. Diese Karte verdeutlichte uns die sozialen Bewegungen und die Komplexität der Stadt, in der wir leben. Zugleich half sie uns, Strategien und Aktionen zu planen und umzusetzen. Letztendlich konnten wir so Methoden und Technologien zusammentragen und ihre Reichweiten und Grenzen ausloten.