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SCHULE FÜR STÄDTISCHES HANDELN

Alexis Rodríguez

Mit Bildern arbeiten – Handreichung zu einem Workshop

Die Art und Weise, wie wir die Welt kennen, wird von Bildern geprägt. Bilder, die im öffentlichen Raum im Umlauf sind, im privaten Bereich geteilt werden und die diskursiven Horizonte der Menschen durchdringen. Das Bild ist nicht die Wirklichkeit, sondern ein diskursives Werkzeug/Medium, das Subjektivitäten erschafft.

Storytelling and Visibility Erik Göngrich. Video: Christian Hanussek

Der Workshop hat zum Ziel, sich mit diesem Medium auseinanderzusetzen, in dem sich Machtverhältnisse manifestieren. Es geht darum, ein Gespür für die uns umgebende visuelle Kultur zu entwickeln – sowohl als Empfänger bildlicher Sprache wie auch als Erzeuger visueller Diskurse.

Der Workshop besteht aus zwei Teilen: Im ersten werden wir die Fähigkeit, Bilder zu lesen und zu interpretieren, trainieren; im zweiten werden wir eigene Erzählungen produzieren, entweder mit eigenen Bildern oder indem wir uns Bilder von anderen aneignen.

Graphic Recording: Erik Göngrich

Teil I

Zunächst gilt es, eine Vorauswahl an Bildern zu treffen. Bilder im Internet zu suchen kann nützlich sein, um sich mit Suchbegriffen auseinanderzusetzen. Die Suche nach Bildern, die z.B. die Begriffe Frau und Arbeit, Berlin und Fahrrad, oder Integration und Migration beinhalten, kann eine Auswahl an Bildern erzeugen, die in diesem Teil verwendet werden können.

Übung 1: Wir zeigen ein Bild, das zu einem der Suchbegriffe passt, ohne diesen dabei zu erwähnen. Die Gruppe soll folgende Fragen bearbeiten: Was ist zu sehen? Was geschieht auf dem Bild? Was ist das Thema? Anschließend geben wir den dazu passenden Suchbegriff preis. Wir bitten alle, sich das Bild erneut anzuschauen und darüber zu diskutieren, wie sich die Wahrnehmung nun mit dem neuen »Label« verschoben hat.

Übung 2: Wir stellen nun eine Reihe von Bildern (drei bis vier) zusammen, die derselben Bildersuche entstammen, ohne die Suchbegriffe zu nennen. Es wäre gut, wenn die Bilder aus unterschiedlichen Quellen stammen, also etwa aus der Presse, einer sozialen Organisation, der öffentlichen Verwaltung. Wir bitten die Gruppe, sich mit den folgenden Fragen zu beschäftigen: Was ist zu sehen? Was haben die Bilder gemein? Was unterscheidet sie? Im Anschluss geben wir wieder die Suchthemen wie auch die Quellen der Bilder preis. Wir diskutieren die folgenden Fragen: Wer hat das Foto gemacht? Was zeigt es? Welche Elemente sind sichtbar und welche bleiben unsichtbar?

Graphic Recording: Erik Göngrich

Teil II

Die Teilnehmer*innen brauchen ein Handy mit Kamerafunktion oder alternativ einen Fotoapparat. Es kann in kleinen Gruppen gearbeitet werden.

Übung 3: Ein Foto, eine Geschichte Es werden Gruppen gebildet, in denen sich mindestens ein/e Teilnehmer*in mit einem fotofähigen Mobiltelefon befindet, in dessen Speicher sich bereits einige Fotos befinden. Jede*r Teilnehmende wählt ein eigenes Foto aus, das eine Geschichte beinhaltet, und stellt sie der Gruppe vor. Die Gruppe wiederum wählt ein Foto mit seiner Geschichte, um sie im Plenum vorzustellen. Pro Gruppe wird also ein Bild präsentiert, ohne jedoch die Hintergrundgeschichte zu erklären. Das Plenum betrachtet und analysiert die Fotografie. Schließlich soll der/die Autor*in des Bildes die dazugehörige Geschichte erzählen. Die Teilnehmer*innen diskutieren anschließend über die Fähigkeit der Bilder, Geschichten zu erzählen.

Übung 4: Die Umgebung mit anderen Augen betrachten Die Teilnehmer* innen stellen eine Reihe von maximal vier Bildern zusammen, die die Erkundung der Umgebung oder einer Situation aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel widerspiegelt. Das Thema kann hierbei frei gewählt werden. Es geht hier um das Konzept der Montage, also die direkte Beziehung zwischen verschiedenen Bildern, mit dem Ziel, Diskurse, Beziehungen und Storylines zu entwickeln. Am Ende können die erarbeiteten Konzepte rekapituliert werden. Dabei sollten auch die Ausgangsfragen über die Macht der Bilder wieder aufgenommen werden: ihre Macht als Repräsentation, als Label, aber auch ihre Möglichkeiten, neue Narrative zu entwickeln.