¡Rexiste! Bilder als Intervention – die Guerilla-Drohne
Die mexikanische Politikwissenschaftlerin Marcela Suárez berichtet von ¡Rexiste!, einem feministischen Cyberkollektiv aus Mexiko-Stadt, das mit einer Drohne operiert. Mit dieser Drohne, die ihren Betreiberinnen zufolge eindeutig weiblichen Geschlechts ist und auf den Namen Droncita hört, wird eine zumeist mit dem Militär assoziierte Kommunikationstechnologie angeeignet – und zugleich der Luftraum über der Megastadt als öffentlicher Raum. Dabei werden neuartige Stadtbilder-Inschriften generiert:
»Du warst es, Duarte« lautet die Straßeninschrift vor einer Wohnung im Zentrum von Mexiko-Stadt, in der im Sommer 2015 fünf Menschen massakriert wurden. Viele vermuten, dass der ehemalige Gouverneur eines mexikanischen Bundesstaates, Javier Duarte, direkt oder indirekt etwas mit diesen Morden zu tun hat.
Dies ist nur ein Beispiel der vom Kollektiv generierten »Luftbilder«. Die folgenden Fragmente stammen aus der Diskussion aus Marcelas Input über die Guerilla-Drohne aus Mexiko-Stadt. // AH
MARCELA: So this collective is also claiming the right to the view from above, and the use of areal space normally explored only by companies or militaries. How a city can be appropriated by new narratives? How the digital relates to non-digital spaces? And how a technology like that helps to create spaces of memory?
SANDY: Die Drohne zum sprechenden Subjekt zu erklären ist erstens ein sympathischer Hack; zweitens bedient das alle Kanäle wie Facebook, Twitter, YouTube und drittens gibt es diese Bildpolitik, die über dem öffentlichen Raum die Vogelperspektive einnimmt, was sonst eine Perspektive der Macht ist. Ich finde es – gerade als Kommunikations- und Grafikdesigner – auch toll, die Typografie in den Raum zu bringen, normalerweise macht man das ja in Photoshop. Sonst aber kann ich keinen qualitativen Sprung erkennen. Es ist eher eine smarte und konsequent durchgezogene Kombination von Strategien, die wir aus vielen anderen Bereichen und Aktivitäten schon kennen. Von einer Drohne hätte ich mehr erwartet, ich hätte gedacht, dass sie ein investigatives Tool werden könnte, das zum Beispiel die Topografie eines Stadtteils erklärt.
MARCELA: Rexiste does this kind of investigación: to show for instance construction sites in protected areas. But rexiste tries to play more with these counter-realities then to focus on real reality. It stresses more the fictional character, to mobilize and to engage people, young and female above all. It is not so much the materialistic side I wanted to show, but the playing with the images.
DIANA: Interessant fand ich schon, dass fotografische Bildproduktion sonst immer personalisiert ist, also abhängig vom Fotografen und dessen Blick. Und jetzt ist es auf einmal die Maschine – und man kann diesen Blick nicht so ohne weiteres kontrollieren. Der Stadtraum wird zur Schreibfläche … Der Blick von oben erzeugt ein unbequemes Bild.