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SCHULE FÜR STÄDTISCHES HANDELN

Tanja van de Loo

WAS ERZÄHLT DIE FAUST?

Die folgenden Statements stammen aus der Diskussion um Übersetzungsmanöver mit Monika Mokre.

→ Ein simples Beispiel für Übersetzungen im grafischen Bereich, das ein befreundeter Grafiker im Rahmen der Schule anbrachte: Wenn Du von einem Baum sprichst, haben die einen das Bild einer Eiche oder Tanne und die anderen das Bild einer Palme im Kopf. Und alle denken, sie reden von Bäumen. Um ein konkretes Beispiel für die Bedeutung von Bildern bei der gestalterischen Übersetzung zu nennen: Bei der Refugee-Konferenz im Februar 2016 haben wir als Kampagnen-Motiv die Black-Panther-Faust verwendet – modifiziert und um eine Reihe von Icons ergänzt. Es kam die Kritik, die Faust sei zu kämpferisch, und dass wir doch insgesamt freundlicher, einladender sein sollten. Mein Argument fÜr die Verwendung der Faust war aber auch, in die Geschichte dieses ikonografischen Bildes einzuführen: Lampedusa in Hamburg hat ja diese Faust, das Berliner Refugee-Movement hat diese Faust, es gibt davon ein Dutzend Varianten in den letzten 20, 30 Jahren. Aber woher kommt dieses Bild eigentlich? Viele wissen gar nicht, wo es seinen Ursprung hat, weil sie die Black Panther nicht kennen. Wir haben also wegen des Motivs auch über die Black Panther geredet. Alte Bilder und ihre Geschichte sind wichtig: Was können wir aus diesen Geschichten lernen, was können wir heute damit anfangen?

→ Bei der Vorbereitung zur Refugee-Konferenz wurden oft wir Aktivist*innen und/oder Supporter*innen – anstelle der Refugees – adressiert. Eine meiner Aufgaben war es deshalb, alle möglichen Infos an die auf den Refugee-Status degradierten und reduzierten Leute weiterzugeben, also so simple Dinge wie: Wo liegt der Schlüssel, wo steht das Mikro, wie funktioniert das etc. Es ging viel darum, Zugänge zu ermöglichen und auch ganz praktisches, konkretes Wissen weiterzugeben. Mein Privileg bestand unter anderem darin, »informationswürdig « zu sein … Das war für alle Beteiligten kompliziert. Das ist mittlerweile mein Begriff und meine Praxis von Solidarität: meine Privilegien weiterzugeben. Im Sinne von Monika Mokre würde ich auch das als Übersetzung beschreiben: Privilegien übersetzen. Es kann dann eine solidarische Komplizenschaft zwischen uns, also »dem Refugee« und mir entstehen: Übersetzen in Komplizenschaft.