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SCHULE FÜR STÄDTISCHES HANDELN

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Ulf Treger im Gespräch mit Anne Huffschmid

Hybrides Kartieren – von Kleber bis GIS

Über die Übergänge zwischen analogen und digitalen Kart(ierung)en.

ANNE HUFFSCHMID: Wir haben unser Neue-Mitte-Altona-Mapping, in dem es uns vor allem um zeitliche Layer und Veränderungen und auch um Vielsprachigkeit und Konfliktivität ging, letztlich doch sehr analog betrieben: zwar Informationen aus dem Netz und Datenbanken gefischt, aber dann doch vor Ort Beobachtungen gemacht und in Zeichnungen/ Legenden überführt, die wir dann – buchstäblich – aufgeklebt haben. Wo siehst du als Mapping-Experte den zusätzlichen Mehrwert digitaler Methoden: bei der Recherche, beim Zusammenbauen der Karte oder bei ihrer Repräsentation? Wo könnte man an unserem Beispiel etwas digital erzählen oder zeigen, was analog partout nicht mehr geht?

ULF TREGER: Für den Workshop wollten wir uns ja erst mal auf konzeptionelle Fragen konzentrieren: Wie lässt sich der Stadtteil analysieren? Welche Wahrnehmungen, Informationen können wir sammeln, um Veränderungen im Stadtraum sichtbar zu machen? Dabei haben wir überlegt, wie wir durch flüchtige, subjektive Beobachtungen und kurze Streifzüge durch die Straßen, durch Recherchen im Web und den Vergleich offizieller Karten aus den letzten 40 bis 50 Jahren verschiedene Kartenebenen zusammentragen können. Für das Scribbeln einer Karte sind analoge Mittel, wie Papier, Marker und Stifte, sehr praktisch, um in einer Gruppe schnell zu visuellen Ergebnissen zu kommen. Digitale Vorlagen, etwa Rohdaten aus dem Transparenzportal oder Kartenauszüge aus OpenStreetMap, waren dabei hilfreiche Vorlagen, die auch schon den analogen Entwurfsprozess beeinflusst haben. Außerdem haben wir mit Transparenzpapier sich überlagernde Beamerprojektionen – ein Merkmal, das gerade für digitale Karten typisch ist: die Überlagerung von Ebenen – einsetzen können. Der analoge Entwurfsprozess wurde also bereits durch digitale Methoden beeinflusst.

Für eine rein digitale Kartierung müssen sich in einer technisch meist heterogenen Gruppe alle in die Grundlagen zur Verwendung von GIS (Geografischen Informationsystemen) einarbeiten. Außerdem ging es uns zunächst vor allem darum, wie sich die verschiedenen Thesen und Beobachtungen visualisieren lassen. Die Überführung der provisorischen Kartenebenen in eine digitale Karte wäre der nächste logische Schritt.

Ganz profan ist ein Vorteil von digitalen Karten die Möglichkeit, größere Datenmengen verarbeiten zu können, wie etwa die erwähnten statistischen Datenquellen. Ein anderer ist die Zugänglichkeit und öffentliche Verfügbarkeit einer web-basierten Karte. Und schließlich die Möglichkeit, diese Karte auch dezentral und asynchron bearbeiten und erweitern zu können. Dabei entstehen dann Karten, deren Umfang (und die darin eingebetteten Informationen) vorher nicht festgelegt sind. Sie wachsen und verändern sich in ihrer Benutzung. Es entstehen räumliche Bezüge und Überlagerungen, die dann auch neue Erkenntnisse ergeben können, die in der Anlage der Karte so gar nicht absehbar waren. Durch Layering lassen sich verschiedene Datenquellen einzeln oder gemeinsam betrachten, durch Zooming und Panning können Auflösung und Ausschnitt der Karte individuell bestimmt werden. Der interessanteste Aspekt wäre die Möglichkeit, diese Karte im Terrain selbst zu benutzen, mit mobilen Geräten und eventuell versehen mit Sensoren, die die eigene Position und Bewegung auf der Karte sichtbar machen. Aus einer statischen analogen Karte würde so ein Mapping, das im räumlichen Kontext geschieht, dabei auch eine zeitliche Dimension erhält und durch seine Benutzung Veränderungen in der Karte bewirkt.

AH: Also genau die Interaktivität und Komplexität, um die es uns ja eigentlich ging … Eine wachsende, dynamische Karte, die das Einschreiben verschiedener, vermutlich ja auch qualitativer Perspektiven (wie Wahrnehmung, Wertung, Erleben, Erinnerung) zulässt. Das wäre für mich, neben der Multiplikation verarbeitbarer Datenmengen und der allgemeinen Verfügbarkeit, tatsächlich die interessanteste Dimension einer Digitalisierung. Allerdings setzt eine solche rein digitale Karte schon eine Menge Nutzungskompetenz und digitales Know-how voraus, oder? Natürlich sind kollektive Prozesse nicht notwendig an analoge Datenaufzeichnung und -verarbeitung gebunden. Aber der Charme und die Aha-Effekte unseres Mapping-Versuches schienen mir doch auch in dem physischen Zusammenführen zu liegen. Vermutlich liegt der Schlüssel in einer Kombination von Off- und Online- Methoden, in der Recherche, der Einschreibung und der Nutzung.

UT: Ja, das konkrete wie spontane Zusammenführen der verschiedenen »Absichten« ist in einem Workshop am besten mit analogem Scribblen möglich. Wir haben allerdings auch gesehen, dass so tolle wie simple Werkzeuge wie uMap der französischen OpenStreetMap-Community bereits einen relativ niedrigschwelligen Zugang erlauben. Dafür sind sie aber noch sehr eingeschränkt, was die Definition oder Wahlfreiheit der ästhetischen Parameter betrifft. Eine Mixtur wird dann spannend, wenn wir auch diese Parameter, die Beschaffenheit der Kartengrundlage, die Gestaltung der Symbole bzw. Ortsmarkierungen, beeinflussen können. Wir haben beim Workshop ja bereits – quasi nebenbei – ein Set an Icons entwickelt, wie auch ein paar Ideen, wie wir quantitative Daten auf dem Kartengrund zeichnen können. Inspiriert waren wir dabei von unseren praktischen Erfahrungen als Anwender*innen von Karten, aber auch von GIS, von Datenvisualisierungen und Infografiken. Hilfreich war aber auch, dass im Workshop nicht-technische Kompetenzen zusammenkamen, die sich gut ergänzt haben: Fundierte Ortskenntnisse durch beteiligte Nachbar*innen, politische Fragestellungen von anderen Teilnehmer*innen und das Stadtforschungs- Know-how von euch metroZones-Mitgliedern.